14. Juli – 2. Aug
Meine Tour startete ich
in Kalispell (Montana). Als ich auf einem Campingplatz mein Rad aus dem
Karton holte, wurde ich auch schon mit den ersten Herausforderungen
konfrontiert. Ich hatte die Kugellager von meinem Steuersatz verloren
und beim Packen meines Rades bemerkte ich dass ich die Halterung für
meine Lenkertasche zu Hause vergessen hatte. Nachdem ich mein Rad bei
einem Radladen repariert, eine Mail nach Hause geschickt hatte mit
einer Postadresse, wo mir meine Familie die Halterung hinschicken
konnte, ging es dann endlich los.
Die ersten Tage war ich alleine unterwegs. Die Tatsache, dass ich in
Grizzly Gegend unterwegs war, machte mir am Anfang etwas Angst aber man
lernt schnell die Tricks damit umzugehen. In Whitefish, der ersten
größeren Stadt unterhielt ich mich mit einer Frau, die mich direkt zu
sich auf eine Biofarm einlud, um dort zu übernachten. Dabei blieb es
aber nicht. Abends ging ich mit ihr auf einen Polterabend Barbeque.
Dort wurde ich für den nächsten Tag zu einen Tagesausflug zum Glacier
Nationalpark eingeladen. Die Wanderung war sehr schön und ich sah
meinen ersten Grizzly. Als wir nachmittags zurück kamen, half ich
meinen neuen Freunden noch etwas bei einer Wahlkampanie, was mir mein
nächstes Barbeque am Abend bescherte.
Dann wollte ich endlich weiter. Ich kam aber nicht so recht in Form,
hatte viel Muskelkater und nach ein paar Tagen taten mir auch die Knie
ziemlich weh. Da kam mir die Einladung einer Familie am Holland Lake
sehr gelegen. Sie versorgten mich mit gutem Essen und luden mich für
den nächsten Tag zum Wasserskifahren am See ein. Das tat ich auch, um
meine Knieschmerzen los zu werden. Als ich mich dann nach dem Ruhetag
von der Familie verabschiedete, wurde es zum ersten Mal richtig
anspruchsvoll. Es wurde steil und schmal, ich musste öfters schieben
und mein voll bepacktes Rad über umgefallene Bäume und andere
Hindernisse schleppen. Auf einer Abfahrt blieb ich mit der
Vorderradtasche an einem Ast hängen und fiel hin. Die abgerissene
Tasche war aber schnell repariert und ich hatte zum Glück nur ein paar
blaue Flecken und wurde von nun an vorsichtiger. Dann traf ich auf dem
Weg nach Butte die ersten Radfahrer, die auch auf meiner Route
unterwegs waren. Wir fuhren von nun an zusammen. Zwei Paare aus
England, ein Deutscher und ich.
3. Aug – 22. Aug
In den nächsten Tagen
wurde ich nochmals zum Aufpassen ermahnt: Eine Frau von den Engländern
stürzte auf einer Abfahrt so schwer, dass sie nicht mehr weiter fahren
konnte. Zum Glück fuhr aber gerade ein Pikup vorbei der sie in die
nächste Stadt in ein Krankenhaus brachte.
Die Einsamkeit dieser Tour bekamen wir an einem Tag zu spüren, als wir
mit starkem Gegenwind gerade über einen Pass fuhren und an einem Fluss
ankamen um unsere Wasservorräte aufzufüllen. Der Fluss war aber
trocken. Die nächste Stadt war erst am nächsten Abend zu erreichen. Wir
entschieden uns nicht umzukehren und hofften auf einen weiteren Fluss,
der in unserer Karte eingezeichnet war. Der war aber auch trocken und
wir mussten weiter bis wir spät abends an einer Farm ankahmen wo wir
dann endlich unseren Durst stillen konnten.
Das Radfahren ging nun immer besser und ich lernte noch einen weiteren
Radler aus Alaska kennen. Mit ihm trennte ich mich von der Gruppe und
wir fuhren einen Umweg durch den Yellowstone Nationalpark.
Der Umweg lohnte sich sehr, ich sah Büffel, Elche, beeindruckende Natur
und natürlich die Geysire. Gerade aus Yellowstone wieder heraus,auf dem
Weg weiter wurden wir in Jackson von einem Einheimischen eingeladen der
uns die Mtb. Trails der Region zeigen wollte und uns eine Dusche anbot.
Natürlich blieben wir, die letzten Wäschen hatten wir immer in sehr
kalten Bergbächen erledigt. Von Jackson aus fuhren wir über eine kleine
Nebenroute weiter. Die wurde immer schmaler und schmaler bis wir sie
verloren und nur noch nach Karte und Kompass durch den Wald fuhren. Es
war so steil, dass wir unsere Räder 1 ½ Tage mehr schoben als fuhren
und dann auch noch einen Fluss durchqueren mussten. Ich werde das
Gefühl nie vergessen wenn man das Zelt aufzubaut und nicht genau weiß
wo man ist und wie es weiter geht. Am nächsten Tag haben wir dann
mittags den Weg wieder gefunden und waren nun wieder auf der Hauptroute
in Pinedale wo wir uns erst mal ein ordentliches Frühstück gönnten.
23.Aug- 23. Sep
Nun hatten wir das
Great Divide Basin vor uns. Ein wüstenähnliches Hochplateau. Für uns
hieß das nicht nur, wie so oft, für vier Tage Essen einkaufen, sondern
auch das komplette Wasser mitnehmen. 17.Liter pro Person. An diesem Tag
fuhren wir von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, denn wir wollten die
Gruppe von der wir uns vor Yellowstone getrennt hatten, wieder
einholen. Das gelang mir auch einige Tage später einen Tag nachdem Andi
aus Alaska mich verlassen hatte, um seine Schwester zu besuchen. Ich
traf Dirk, den Deutschen, der einen Tag in einem Hotel Pause gemacht
hatte. Wir blieben noch einen weiteren Tag in dem Hotel, um unsere
Räder wieder auf Vordermann zu bringen und machten uns dann wieder auf
den Weg von Silverthorne weiter in die Berge von Colorado.
Nun lagen die hohen Pässe und Berge vor uns. Für den höchsten Pass,
knapp unter 4000 Meter hoch, brauchten wir beinahe den ganzen Tag. Kurz
vor der Grenze zu New Mexiko begann es dann zu regnen. Als dann der
Untergrund von Fels zu Lehmmatsch wechselte, steckten wir fest. Wir
kamen nicht mehr weiter.
Diesmal entschieden uns umzukehren und schoben die Räder zurück zu
einer befestigten Strasse und fuhren von dort einen Umweg auf Asphalt.
Der enthielt dann aber auch ein Stück Piste das so matschig war, dass
wir unsere Räder noch nicht mal mehr schieben konnten. Wir mussten die
Räder vom Gepäck befreien und alles einzeln immer in 100 Meter Etappen
weiter tragen. Die Räder waren so voll mit Lehm, das sie mit sicherheit
das doppelte des normalen Gewichtes hatten. Ich habe drei Jahre später
noch reste dieses Lehms aus den kleinsten Ritzen meines Rades geholt.
In Grants, dem nächsten Ort angekommen, gönnten wir uns erst mal 2 Tage
Pause, um uns zu erholen und den nächsten Streckenabschnitt zu
organisieren. Vor uns lag eine Strecke von sechs Tagen ohne Versorgung.
Außerdem hatte ich inzwischen bemerkt, dass ich noch etwas Zeit übrig
hatte und entschied mich, mit Dirk noch nach Mexiko zu fahren. Unser
Wasser holten wir auf diesem Teil der Strecke aus Kuhtränken und waren
nun in den ersten Ausläufern der Wüste. Es wurde immer einsamer und
wärmer. Die Kakteen wurden mehr und die Straße ging eigentlich nur noch
gerade aus. Diese Zeit nutzten wir, gut, um etwas spanisch zu lernen.
24. Sep- 11. Okt
An der Grenze wurden
wir dann von den amerikanischen Grenzbeamten zum Barbeque eingeladen.
Sie ließen uns auch direkt vor der Grenze übernachten. Am nächsten
Morgen, auf der anderen Seite der Grenze, der Mexikanische Grenzbeamte
war auch sehr nett. Er sagte immer nur, dass mit dem Rad alles kein
Problem sei und gab uns so auch keinen Stempel in unseren Pass.
In
Mexiko wurden wir dann, entgegen allen vorraussagen, von sehr netten
Menschen empfangen und bekamen direkt einen Apfel geschenkt. In der
nächsten größeren Stadt in Casas Grandes kamen wir dann bei einem
Alleskönner unter. Er hatte einen Zeltplatz, eine Autowerkstatt, ein
Museum und eine Bar mit Billiard. Im selben Haus hatte seine Tochter
auch noch einen Friseursalon. Natürlich sahen wir uns alles an. In der
Werkstatt wurde mein Rad repariert, an dem ein Stück des Rahmens
abgebrochen war. Er schweißte es kurzerhand wieder fest. Ich ging auch
noch zu seiner Tochter und ließ mir die Haare wüstentauglich schneiden.
Inzwischen hatten wir uns mit ein paar Polizisten unterhalten. Die
sagten uns, dass wir auf jeden Fall einen Einreisestempel brauchten.
Also stiegen wir früh am nächsten Morgen in einen Bus zu einer anderen
Grenzstation, wo wir dann nun nach fünf Tagen endlich unsere
Aufenthalts genehmigung bekamen.
Mit den Karten schienen es die Mexikaner nicht so genau zu nehmen:
Straßen hatten unterschiedliche Namen und Kilometerangaben variierten
von 17 km auf der Karte bis zu 35 km in Wirklichkeit gefahrenen. Die
Krönung die uns passierte war, dass irgendwann eine Straße einfach
aufhörte. Wir waren einen Tag ins nichts gefahren und mussten wieder
zurück.
Die Zeltplatzsuche wurde auch schwieriger. Deswegen gingen wir nun auch mal in ein Hotel. Die waren sehr günstig und wir konnten unsere Räder mit auf das Zimmer nehmen . Unser Ziel in Mexiko war der Cooper Canyon Nationalpark wo wir ein paar Tage blieben und uns mit Tagestouren in der wunderschönen Gegend umsahen. Das Essen in dem Hotel arbeiteten wir sozusagen ab indem wir die in miserablem Zustand befindlichen Leihräder wieder fahrtüchtig machten.
Dann war für mich die schöne Zeit des reisens vorbei. Ich verabschiedete mich schweren Herzens von Dirk der noch bis nach Mexiko City weiter fahren wollte. Für mich ging es mit Zug und Bus zurück in die USA, wo ich nach einigen Einreiseproblemen, Gesprächen und Verhandlungen (mein Visum war abgelaufen) mit genau zwei Dollar in der Tasche auch ankam. Ich übernachtete im Flughafen in Phoenix bettelte mir noch etwas Essen zusammen und flog dann wieder zurück nach Deutschland.