Bei diesem Aufenthalt in Amerika wollte ich die Rocky Mountains kennen lernen. Ich bestellte mir im Internet die Karten zu einer Mountainbike Tour von der Nord- bis an die Südgrenze der USA. Die Route folgte dem Höhenkamm der Rocky Mountains auf 90 % Schotterwegen und Trails bis in Höhen von fast 4000 Metern. Ich hatte drei Monate Zeit und wollte die gesamte Strecke in dieser Zeit bewältigen. Die Tour ist recht einsam. Es gibt ca. alle 4 Tage eine Einkaufsmöglichkeit die dann aber auch nur eine Tankstelle sein kann. Ich flog zunächst zu meiner Tante nach Seattle wo ich den Jet- lag verarbeitete und auf mein Gepäck wartete, das den umsteige Stress nicht geschafft hatte.

14. Juli – 2. Aug

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Meine Tour startete ich in Kalispell (Montana). Als ich auf einem Campingplatz mein Rad aus dem Karton holte, wurde ich auch schon mit den ersten Herausforderungen konfrontiert. Ich hatte die Kugellager von meinem Steuersatz verloren und beim Packen meines Rades bemerkte ich dass ich die Halterung für meine Lenkertasche zu Hause vergessen hatte. Nachdem ich mein Rad bei einem Radladen repariert, eine Mail nach Hause geschickt hatte mit einer Postadresse, wo mir meine Familie die Halterung hinschicken konnte, ging es dann endlich los.
Die ersten Tage war ich alleine unterwegs. Die Tatsache, dass ich in Grizzly Gegend unterwegs war, machte mir am Anfang etwas Angst aber man lernt schnell die Tricks damit umzugehen. In Whitefish, der ersten größeren Stadt unterhielt ich mich mit einer Frau, die mich direkt zu sich auf eine Biofarm einlud, um dort zu übernachten. Dabei blieb es aber nicht. Abends ging ich mit ihr auf einen Polterabend Barbeque. Dort wurde ich für den nächsten Tag zu einen Tagesausflug zum Glacier Nationalpark eingeladen. Die Wanderung war sehr schön und ich sah meinen ersten Grizzly. Als wir nachmittags zurück kamen, half ich meinen neuen Freunden noch etwas bei einer Wahlkampanie, was mir mein nächstes Barbeque am Abend bescherte.
Dann wollte ich endlich weiter. Ich kam aber nicht so recht in Form, hatte viel Muskelkater und nach ein paar Tagen taten mir auch die Knie ziemlich weh. Da kam mir die Einladung einer Familie am Holland Lake sehr gelegen. Sie versorgten mich mit gutem Essen und luden mich für den nächsten Tag zum Wasserskifahren am See ein. Das tat ich auch, um meine Knieschmerzen los zu werden. Als ich mich dann nach dem Ruhetag von der Familie verabschiedete, wurde es zum ersten Mal richtig anspruchsvoll. Es wurde steil und schmal, ich musste öfters schieben und mein voll bepacktes Rad über umgefallene Bäume und andere Hindernisse schleppen. Auf einer Abfahrt blieb ich mit der Vorderradtasche an einem Ast hängen und fiel hin. Die abgerissene Tasche war aber schnell repariert und ich hatte zum Glück nur ein paar blaue Flecken und wurde von nun an vorsichtiger. Dann traf ich auf dem Weg nach Butte die ersten Radfahrer, die auch auf meiner Route unterwegs waren. Wir fuhren von nun an zusammen. Zwei Paare aus England, ein Deutscher und ich.

3. Aug – 22. Aug

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In den nächsten Tagen wurde ich nochmals zum Aufpassen ermahnt: Eine Frau von den Engländern stürzte auf einer Abfahrt so schwer, dass sie nicht mehr weiter fahren konnte. Zum Glück fuhr aber gerade ein Pikup vorbei der sie in die nächste Stadt in ein Krankenhaus brachte.
Die Einsamkeit dieser Tour bekamen wir an einem Tag zu spüren, als wir mit starkem Gegenwind gerade über einen Pass fuhren und an einem Fluss ankamen um unsere Wasservorräte aufzufüllen. Der Fluss war aber trocken. Die nächste Stadt war erst am nächsten Abend zu erreichen. Wir entschieden uns nicht umzukehren und hofften auf einen weiteren Fluss, der in unserer Karte eingezeichnet war. Der war aber auch trocken und wir mussten weiter bis wir spät abends an einer Farm ankahmen wo wir dann endlich unseren Durst stillen konnten.
Das Radfahren ging nun immer besser und ich lernte noch einen weiteren Radler aus Alaska kennen. Mit ihm trennte ich mich von der Gruppe und wir fuhren einen Umweg durch den Yellowstone Nationalpark.
Der Umweg lohnte sich sehr, ich sah Büffel, Elche, beeindruckende Natur und natürlich die Geysire. Gerade aus Yellowstone wieder heraus,auf dem Weg weiter wurden wir in Jackson von einem Einheimischen eingeladen der uns die Mtb. Trails der Region zeigen wollte und uns eine Dusche anbot. Natürlich blieben wir, die letzten Wäschen hatten wir immer in sehr kalten Bergbächen erledigt. Von Jackson aus fuhren wir über eine kleine Nebenroute weiter. Die wurde immer schmaler und schmaler bis wir sie verloren und nur noch nach Karte und Kompass durch den Wald fuhren. Es war so steil, dass wir unsere Räder 1 ½ Tage mehr schoben als fuhren und dann auch noch einen Fluss durchqueren mussten. Ich werde das Gefühl nie vergessen wenn man das Zelt aufzubaut und nicht genau weiß wo man ist und wie es weiter geht. Am nächsten Tag haben wir dann mittags den Weg wieder gefunden und waren nun wieder auf der Hauptroute in Pinedale wo wir uns erst mal ein ordentliches Frühstück gönnten.

23.Aug- 23. Sep

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Nun hatten wir das Great Divide Basin vor uns. Ein wüstenähnliches Hochplateau. Für uns hieß das nicht nur, wie so oft, für vier Tage Essen einkaufen, sondern auch das komplette Wasser mitnehmen. 17.Liter pro Person. An diesem Tag fuhren wir von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, denn wir wollten die Gruppe von der wir uns vor Yellowstone getrennt hatten, wieder einholen. Das gelang mir auch einige Tage später einen Tag nachdem Andi aus Alaska mich verlassen hatte, um seine Schwester zu besuchen. Ich traf Dirk, den Deutschen, der einen Tag in einem Hotel Pause gemacht hatte. Wir blieben noch einen weiteren Tag in dem Hotel, um unsere Räder wieder auf Vordermann zu bringen und machten uns dann wieder auf den Weg von Silverthorne weiter in die Berge von Colorado.
Nun lagen die hohen Pässe und Berge vor uns. Für den höchsten Pass, knapp unter 4000 Meter hoch, brauchten wir beinahe den ganzen Tag. Kurz vor der Grenze zu New Mexiko begann es dann zu regnen. Als dann der Untergrund von Fels zu Lehmmatsch wechselte, steckten wir fest. Wir kamen nicht mehr weiter.
Diesmal entschieden uns umzukehren und schoben die Räder zurück zu einer befestigten Strasse und fuhren von dort einen Umweg auf Asphalt. Der enthielt dann aber auch ein Stück Piste das so matschig war, dass wir unsere Räder noch nicht mal mehr schieben konnten. Wir mussten die Räder vom Gepäck befreien und alles einzeln immer in 100 Meter Etappen weiter tragen. Die Räder waren so voll mit Lehm, das sie mit sicherheit das doppelte des normalen Gewichtes hatten. Ich habe drei Jahre später noch reste dieses Lehms aus den kleinsten Ritzen meines Rades geholt.
In Grants, dem nächsten Ort angekommen, gönnten wir uns erst mal 2 Tage Pause, um uns zu erholen und den nächsten Streckenabschnitt zu organisieren. Vor uns lag eine Strecke von sechs Tagen ohne Versorgung. Außerdem hatte ich inzwischen bemerkt, dass ich noch etwas Zeit übrig hatte und entschied mich, mit Dirk noch nach Mexiko zu fahren. Unser Wasser holten wir auf diesem Teil der Strecke aus Kuhtränken und waren nun in den ersten Ausläufern der Wüste. Es wurde immer einsamer und wärmer. Die Kakteen wurden mehr und die Straße ging eigentlich nur noch gerade aus. Diese Zeit nutzten wir, gut, um etwas spanisch zu lernen.

24. Sep- 11. Okt

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An der Grenze wurden wir dann von den amerikanischen Grenzbeamten zum Barbeque eingeladen. Sie ließen uns auch direkt vor der Grenze übernachten. Am nächsten Morgen, auf der anderen Seite der Grenze, der Mexikanische Grenzbeamte war auch sehr nett. Er sagte immer nur, dass mit dem Rad alles kein Problem sei und gab uns so auch keinen Stempel in unseren Pass.
In Mexiko wurden wir dann, entgegen allen vorraussagen, von sehr netten Menschen empfangen und bekamen direkt einen Apfel geschenkt. In der nächsten größeren Stadt in Casas Grandes kamen wir dann bei einem Alleskönner unter. Er hatte einen Zeltplatz, eine Autowerkstatt, ein Museum und eine Bar mit Billiard. Im selben Haus hatte seine Tochter auch noch einen Friseursalon. Natürlich sahen wir uns alles an. In der Werkstatt wurde mein Rad repariert, an dem ein Stück des Rahmens abgebrochen war. Er schweißte es kurzerhand wieder fest. Ich ging auch noch zu seiner Tochter und ließ mir die Haare wüstentauglich schneiden.
Inzwischen hatten wir uns mit ein paar Polizisten unterhalten. Die sagten uns, dass wir auf jeden Fall einen Einreisestempel brauchten. Also stiegen wir früh am nächsten Morgen in einen Bus zu einer anderen Grenzstation, wo wir dann nun nach fünf Tagen endlich unsere Aufenthalts genehmigung bekamen.
Mit den Karten schienen es die Mexikaner nicht so genau zu nehmen: Straßen hatten unterschiedliche Namen und Kilometerangaben variierten von 17 km auf der Karte bis zu 35 km in Wirklichkeit gefahrenen. Die Krönung die uns passierte war, dass irgendwann eine Straße einfach aufhörte. Wir waren einen Tag ins nichts gefahren und mussten wieder zurück.

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Die Zeltplatzsuche wurde auch schwieriger. Deswegen gingen wir nun auch mal in ein Hotel. Die waren sehr günstig und wir konnten unsere Räder mit auf das Zimmer nehmen . Unser Ziel in Mexiko war der Cooper Canyon Nationalpark wo wir ein paar Tage blieben und uns mit Tagestouren in der wunderschönen Gegend umsahen. Das Essen in dem Hotel arbeiteten wir sozusagen ab indem wir die in miserablem Zustand befindlichen Leihräder wieder fahrtüchtig machten.

Dann war für mich die schöne Zeit des reisens vorbei. Ich verabschiedete mich schweren Herzens von Dirk der noch bis nach Mexiko City weiter fahren wollte. Für mich ging es mit Zug und Bus zurück in die USA, wo ich nach einigen Einreiseproblemen, Gesprächen und Verhandlungen (mein Visum war abgelaufen) mit genau zwei Dollar in der Tasche auch ankam. Ich übernachtete im Flughafen in Phoenix bettelte mir noch etwas Essen zusammen und flog dann wieder zurück nach Deutschland.